Die Organisation und Gestaltung des eigenen Studiengangs können eine große Rolle spielen, wenn es darum geht, Studium und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen. Je nach Fachrichtung und Studiengang können die Anforderungen und der Zeitaufwand unterschiedlich hoch oder unterschiedlich verteilt sein. Das Studium an einer Fachhochschule unterscheidet sich von demjenigen an einer Universität und man hat unterschiedliche Möglichkeiten, sich Freiräume und Zeit zu verschaffen. Zusätzlich gibt es noch alternative Studienmöglichkeiten wie etwa ein Teilzeit- oder Fernstudium, was ebenfalls in Frage kommen kann. Wer ein Kind erwartet oder eines bekommen möchte, während er noch studiert, sollte sich auch Gedanken darüber machen, wie er sein Studium von nun an organisieren kann und möchte, um der neuen Situation gerecht zu werden.

Urlaubssemester

Für viele ist der erste Schritt gegen Ende der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes, ein Urlaubssemester einzulegen. Dies gibt einem die Möglichkeit, sein Studium für einige Monate auszusetzen. Je nach Universität gelten unterschiedliche Regelungen was das Urlaubssemester angeht.

In der Regel kann man jedoch zwei Urlaubssemester pro Studium einlegen. Diese dauern jeweils ein Semester also sechs Monate. Das Urlaubssemester muss zunächst beantragt werden und man muss einen plausiblen Grund nachweisen können. In der Regel sind das Praktika, Auslandsaufenthalte, Schwangerschaft oder Krankheit. Während dem Urlaubssemester ist man komplett vom Studium und den Vorlesungen befreit. Man darf keine regulären Klausuren schreiben, je nach Universität kann man jedoch geschobene Klausuren nachholen oder andere Leistungsnachweise für vorangegangene Semester erbringen (z.B. Hausarbeiten).

Ein Urlaubssemester wird nicht als Fachsemester gezählt, obwohl man also bis zu einem Jahr Pause machen kann, wird der Studiengang dennoch in der Regelstudienzeit absolviert. Dies ist etwa für diejenigen wichtig, die Bafög bekommen.

Während einem Urlaubssemester muss man bestimmte finanzielle Regelungen beachten. So hat man normalerweise während der Beurlaubung keinen Anspruch auf Bafög, im Fall einer Schwangerschaft kann es jedoch Sonderregelungen geben, dazu sollte man sich an die zuständigen Berater an der Universität wenden. Außerdem fällt der Studierendenstatus weg, mit dem man Sonderregelungen in Sachen Steuerzahlungen bekommt. Ein Werkstudentenjob kann dann etwa nicht weiter ausgeführt werden. Auch mit der Versicherung muss abgesprochen werden, was es heißt nun nicht länger den Studentenstatus zu haben, normalerweise hat das jedoch nur Auswirkungen, wenn man Vollzeit arbeitet.

Lernraumsemester

An manchen Universitäten gibt es auch Lernraumsemester oder andere Formen der Auszeit vom Studium, welche man alternativ zum Urlaubssemester beantragen kann. Gründe können dieselben sein, wie beim Urlaubssemester und in der Regel sind auch nur zwei Lernraumsemester pro Studium verfügbar. Der Unterschied ist, dass man weiterhin Leistungen erbringen kann, wenn man möchte und dass das Lernraumsemester auf die Regelstudienzeit angerechnet wird. Es dient also eher dazu, sein Studium zu entzerren und zum Beispiel zwei Semester in der Zeit von vier Semestern zu absolvieren und weniger dazu, ganz auszusetzen.

Wer zusätzlich zum Urlaubssemester also etwas mehr Zeit für seine Prüfungsleistungen möchte, kann an seiner Universität nachfragen, ob es etwas Ähnliches gibt.

Teilzeitstudium

Das Teilzeitstudium wurde dazu geschaffen, um Studium und Beruf oder Studium und Familie zu vereinbaren. Das Besondere am Teilzeitstudium ist, dass einem eine längere Regelstudienzeit zur Verfügung steht und dass man seine Vorlesungen oft flexibel an den eigenen Zeitplan anpassen kann. Außerdem zahlt man oft weniger Studiengebühren und Prüfungsfristen können sich teilweise verlängern lassen.

Teilzeitstudiengänge werden nicht von allen Universitäten angeboten, bei vielen Unis kann man den eigenen Studiengang jedoch selbstständig in Teilzeit studieren. Mit der entsprechenden Beantragung bekommt man so die Möglichkeit, nur einen Teil der Kurse pro Semester zu belegen und hat die Möglichkeit, sein Studium in einer längeren Zeit zu absolvieren.

Leider sind wahre Teilzeitstudiengänge in Deutschland noch eher selten und nicht jede Universität und jeder Studiengang bieten solch flexible Möglichkeiten. Wer noch nicht begonnen hat an einer Universität zu studieren und schon ein Kind hat oder eines erwartet, kann von Beginn an gezielt nach Teilzeitstudiengängen suchen. Wer schon im Studium steckt hat es oft schwerer, den eigenen Vollzeitstudiengang in Teilzeit absolvieren zu können. Man sollte jedoch nicht zögern, die zugehörigen Organisatoren zu fragen, welche Möglichkeiten es gibt.

Rechtliche Erleichterungen

Studierende mit Kindern sind keine Seltenheit mehr an deutschen Universitäten und so werden auch rechtliche Bedingungen mit der Zeit angepasst. In vielen Prüfungsordnungen gibt es etwa Paragraphen über die Verlängerung von Prüfungsleistung oder das Wiederholen einer Prüfungsleistung. Schwangerschaft und Kindererziehung gehören immer häufiger zu den Gründen, weshalb man eine Prüfungsleistung zu einem anderen Zeitpunkt als vorgesehen erbringen kann.

Wer ein Praxissemester im Studiengang vorgesehen hat, jedoch aufgrund des Kindes keine Möglichkeit hat für ein Semester in Vollzeit zu arbeiten kann an den meisten Universitäten auch hier eine andere Möglichkeit finden.

Zu weiteren Regelungen gehören Verlängerung des Zeitraums zur Bearbeitung der Abschlussarbeit, Mutterschutz, Elternzeit und weitere.

Jede Universität und Hochschule hat ihre eigene Prüfungsordnung und eigene rechtliche Grundlagen. Es kann also zu Unterschieden zwischen den Hochschulen kommen und die hier genannten Punkte treffen eventuell nicht auf alle Universitäten zu. Daher sollte man in jedem Fall zunächst die Rahmenbedingungen an der eigenen Universität auskundschaften und sich über Rechtliches informieren.

Es ist wichtig, das Studium auf die veränderte Situation hin neu zu organisieren. Man muss sich bewusst sein, dass ein Kind eine zusätzliche Belastung darstellt und Zeit in Anspruch nimmt, die dann nicht mehr für das Studium zur Verfügung steht. Es gibt viele Möglichkeiten, sich Zeit und Erleichterung im Studium zu verschaffen und es ist wichtig, sich über diese zu informieren. Es gibt keine pauschale Gesamtlösung für Studierende mit Kind, welche Variante man auswählt hängt ganz von der eigenen Situation ab, vom Studiengang, von der Unterstützung durch den Partner und Eltern und von den eigenen Vorstellungen. Man muss sich zunächst überlegen, wie man sich sein Studium als Mutter oder Vater vorstellt und wo man seine Prioritäten setzen möchte. Dann kann man sich darum kümmern, sein Studium neu zu organisieren. Im Großen und Ganzen ist es jedoch sehr gut machbar, das Studium an die neue Situation anzupassen. Urlaubssemester und rechtliche Regelungen können dabei helfen, das Studium zu entzerren und geben einem mehr Zeit, die man mit seiner neuen kleinen Familie verbringen kann. Die zunehmende Akzeptanz von studentischen Eltern und das Bemühen der Universitäten, familienfreundlicher zu werden tragen dazu bei, dass die Möglichkeiten, die man wahrnehmen kann zunehmen und man sein Studium noch flexibler gestalten kann.