Das Thema Studieren mit Kind wird eher kontrovers diskutiert, jeder scheint eine eigene Meinung zu haben und wichtige Argumente anzuführen. Letztendlich ist es jedoch auch eine persönliche Entscheidung. Kann man sich die Situation für sich selbst vorstellen? Was erwartet man im Moment von seinem Leben und wie stellt man sich die Zukunft vor? Das alles können ausschlaggebende Argumente für die eigene Entscheidung sein. Gleichzeitig gibt es natürlich auch komplett objektive Argumente für und gegen das Studium mit Kind. Wer sich bewusst für oder gegen ein Kind im Studium entscheiden möchte, sollte diese Vor- und Nachteile auf jeden Fall gegeneinander abwägen.

Zeitlich sind Studium und Kind schwer unter einen Hut zu bringen

Die meisten Studiengänge sind als Vollzeittätigkeit ausgelegt, für viel mehr als einen Nebenjob hat man meist nicht die Zeit. Gleichzeitig benötigt jedoch auch ein Kind eine 24 Stunden Betreuung. Das zu vereinbaren scheint auf den ersten Blick fast unmöglich. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, um sowohl dem Studium als auch dem Kind so viel Zeit zu widmen wie es braucht.

Während der Endphase der Schwangerschaft und in der ersten Zeit nach der Geburt sollte man sich natürlich voll und ganz dem Kind widmen. Hierfür ist es eine gute Idee, das Studium für ein Semester auszusetzen. Urlaubssemester werden einem für die Schwangerschaft genehmigt und so kann man ohne Probleme für 6 Monate vom Studium aussetzen. Es entstehen dadurch keine Nachteile, auch die Regelstudienzeit wird so nicht überschritten.

Um genügend Zeit für das Studium zu haben, sollte man sich Unterstützung bei der Betreuung des Kindes holen. Ob der Partner, Eltern, Großeltern oder ein Kitaplatz an der Kinderbetreuungsstätte der Uni, es gibt viele Möglichkeiten, wie man sein Kind für einige Stunden in gute Hände geben kann, um sich voll dem Studium zu widmen. Wer in der Prüfungsphase merkt, dass er nicht hinterherkommt oder eine Hausarbeit nicht rechtzeitig fertig bekommt kann auch direkt mit den Professoren sprechen. Wer nicht Faulheit, sondern echte Probleme (Krankheit des Kindes, Schlafmangel, etc.) als Gründe anführt kann so oft Unterstützung vom Professor bekommen und die Prüfung nachschreiben oder die Hausarbeit eine Woche später abgeben.

Die Doppelbelastung durch Kind und Studium sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Man wird weniger Freizeit haben als andere Kommilitonen und das Kind hält sich auch oft nicht an die Planungen, die man gemacht hat. Flexibilität, Durchhaltevermögen, Multitasking Fähigkeit und Disziplin sollte man schon in gewissem Maße mitbringen, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein.

Die Zeit während des Studiums ist die beste, um Kinder zu bekommen

Man hört immer wieder Argumente, dass das Studium eigentlich der perfekte Zeitpunkt  für ein Kind ist. Zwar kann es während der Prüfungsphase stressig werden, doch dafür hat man anschließend 2 Monate Semesterferien, in denen man sich voll und ganz dem Kind widmen kann. Wann hat man das schon einmal im späteren Berufsleben? Das Studium lässt sich zudem um einiges flexibler gestalten als die Karriere: Urlaubssemester und das Verschieben von Prüfungen geben einem einen gewissen Handlungsspielraum.

Im Beruf sind Meetings und Aufgaben zu gewissen Terminen zu erledigen und können nur in den seltensten Fällen verschoben werden. Wer sich nach dem Studium seiner Karriere widmen möchte hat also auch dann kaum Zeit für ein Kind oder sieht sich derselben Doppelbelastung gegenüber, wie während des Studiums. Dieses Thema wird auch oft von dem Argument begleitet, dass man als Frau kein allzu großes Fenster hat, in dem man schwanger werden kann. Die biologische Uhr tickt also quasi. Erst studieren, dann Karriere machen und dann eine Familie gründen: so sieht für die meisten jungen Frauen der grobe Lebensplan aus. Doch was wenn es dann mit der Schwangerschaft nicht auf Anhieb klappt? Dann wird es für ein zweites oder drittes Kind schon ziemlich eng.

Das alles sind also Gründe, die für ein Kind während des Studiums sprechen können.

Ein Kind ist nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv

Für viele Studenten spielt Geld eine sehr große Rolle. Ohne eigenen Verdienst muss man auf vieles verzichten, um sich Wohnung und Studium überhaupt leisten zu können jobben viele Studenten nebenher. Wie soll man da noch Geld für ein Kind haben? Durch die zusätzliche Zeit, die man dem Kind widmen muss, hat man keine Zeit mehr für den Nebenjob und dadurch nur noch weniger Geld. Wer keinen Partner hat, der schon voll verdient oder von den Eltern genügend Unterstützung bekommt steht also vor einem Problem.

Ein Kind ist sehr viel kostenintensiver als viele zunächst denken. Neben Windeln und Essen braucht es auch ständig neue Klamotten, man muss Möbel kaufen und einen Kinderwagen, eventuell braucht man sogar eine größere Wohnung.  Babybrei und Kinderspielzeug verschlingt oft mehr als viele denken. Woher also das ganze Geld nehmen?

Im Gegensatz zu vielen Befürchtungen und Klagen gibt es sehr viel finanzielle Unterstützung, die man als Student mit Kind in Anspruch nehmen kann. Staatliche Fonds und auch universitätsspezifische Stiftungen bieten genug Geld, um dem Kind ein gutes Leben bieten zu können. Man muss nur wissen, wo man suchen muss und auf was man eigentlich Anspruch hat. Viele studentische Eltern wissen schlichtweg nicht, wohin sie sich wenden können, um Informationen und Hilfe zu bekommen.  Was für Möglichkeiten es genau gibt, ist im zugehörigen Kapitel genau aufgelistet.

Doppelbelastung als Vorteil bei der späteren Karriere

Wer sich mit Kind durchs Studium schlagen kann, hat schon einiges unter Beweis gestellt. Organisationstalent, Flexibilität, Durchhaltevermögen und Multitasking sind nur ein paar der Eigenschaften, die man dazu braucht. Und die ganz nebenbei auch im zukünftigen Job sehr gefragt sind. Wer dem Arbeitgeber konkrete Beispiele nennen kann, bei dem er diese Fähigkeiten schon beweisen konnte, hat mit Sicherheit einen Vorteil. Man kann ganz klar sagen: Ich bin die Doppelbelastung gewöhnt und ich kann gut damit umgehen. So lassen sich Zweifel beim Arbeitgeber schnell ausräumen. Wer mit Kind sein Studium absolviert hat, kann auch stolz auf sich sein und bekommt mit Sicherheit ein klein wenig mehr Selbstbewusstsein. Man ist solchen großen Aufgaben gewachsen und auch wenn es nicht immer einfach war, hat man es geschafft. Auch dieses Wissen und das daraus resultierende Selbstbewusstsein können einem beim Bewerbungsgespräch und im Job weiterhelfen.

Die Konkurrenz schläft nicht

Im Studium herrscht leider zunehmend ein immer größerer Konkurrenzdruck. Immer mehr junge Erwachsene absolvieren ein Studium und die Plätze auf dem Arbeitsmarkt sind später hart umkämpft. Als Mutter und Studentin hat man in diesem Wettbewerb einen Nachteil. Die Konkurrenten können sich voll und ganz aufs Studium konzentrieren, während man selbst im Spagat zwischen Bibliothek und Kindergarten steckt und vielleicht oft für ein intensiveres Studium einiger Themen keine Zeit hat. Auch Dinge wie Praktika oder Auslandserfahrungen können mit Kind schwierig werden. Mit Kind braucht man normalerweise länger für sein Studium und vielleicht sind auch die Noten nicht ganz so gut, wie sie ohne gewesen wären. All das muss man auch bedenken und abwägen, ob vielleicht die eigene Zukunft darunter leiden könnte, jetzt ein Kind zu bekommen.

Egal, ob man sich für oder gegen ein Kind im Studium entscheidet, man sollte sich ganz sicher bei dieser Entscheidung sein, um später nichts zu bereuen. Es gilt, alle Vor- und Nachteile und alle persönlichen Wünsche und Gefühle gegeneinander abzuwägen. Gespräche mit dem Partner, der Familie und engen Freunden können dabei hilfreich sein und auch spezielle Beratungsstellen (z.B. an der Uni) stehen ebenfalls mit Informationen und Erfahrungsberichten zur Verfügung.