Auslandssemester sind für die meisten Studenten ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Es ist eine tolle Gelegenheit, einmal in einem anderen Land zu leben, man kann unzählige Erfahrungen sammeln und für den Job kann es eine wichtige Qualifikation sein. Doch was, wenn man während des Studiums ein Kind bekommen hat. Dann kann man den Traum vom Auslandssemester doch eigentlich vergessen, man hat weder die Zeit noch das Geld, man kann das Kind weder mitnehmen, noch alleine lassen, oder?

Tatsache ist jedoch, man muss diesen Traum keinesfalls aufgeben, ein Kind hindert einen nicht daran, ins Ausland zu gehen. Das Einzige, was einen daran hindert sind Selbstzweifel und die Vorwürfe anderer. Kindergärten gibt es überall auf der Welt und auch für ein Kind kann es eine tolle Erfahrung sein, vielleicht lernt es so sogar schon von klein auf eine andere Sprache. Es gibt viele Gründe für ein Auslandssemester mit Kind und jeder, der vom Auslandssemester träumt, sollte es auch machen. Wichtig ist, sich zuvor ausreichend zu informieren und alles genau zu planen. Dann kann dieses Erlebnis das eigene Leben verändern.

Ein Auslandssemester mit Kind ist eine andere Erfahrung, als ohne das ist klar. Anstatt Pubs, Kneipen und Studentenleben gibt es Kindergärten, Spielplätze und Familienleben. Es ist auch nicht gerade einfacher, den Auslandsaufenthalt mit Kind zu organisieren, schließlich braucht man eine Wohnung für zwei, einen Kitaplatz oder eine Betreuungsperson und man hat dort nicht die Unterstützung durch Familie und Freunde, wie man es vielleicht von zuhause gewöhnt ist. Auch stellt sich die Frage, ob der Partner mit ins Ausland kann oder ob man für die Zeit getrennt leben muss. Das alles muss gut überlegt und abgesprochen sein. Wenn es jedoch ein Traum ist, sollte der Partner das verstehen und im Idealfall bekommt er selbst einen Platz an einer Uni im selben Land oder kann dort ein Praktikum oder ähnliches machen.

Zeitpunkt

Um ein erfolgreiches Auslandssemester mit Kind zu absolvieren, sollte man sich vor allem Gedanken über den Zeitpunkt machen. Es wird allgemein empfohlen, erst nach dem Grundstudium ins Ausland zu gehen. Es ist außerdem schwierig, wenn das Kind noch sehr klein ist und rund um die Uhr von der Mutter betreut werden sollte. Für viele ist es daher ein geeigneterer Zeitpunkt, während des Masterstudiums ins Ausland zu gehen als während des Bachelors. Wenn das Kind schon 2-3 Jahre alt ist, kann der Aufenthalt einfacher werden. Doch das kommt auch immer auf die individuelle Situation an. Auch der Studiengang und die eigene Zukunftsplanung spielen eine Rolle bei dieser Entscheidung.

Die Wahl des richtigen Landes

Die ersten Schritte in Richtung Auslandssemester mit Kind sind ähnlich wie für Studierende ohne Kind. Man muss zunächst ein passendes Land aussuchen. Der Unterschied, das Land muss nicht nur für einen selbst, sondern auch für die kleine Begleitung passen. Wer Mit Partner ins Ausland geht, muss sogar für drei planen. Zunächst sollte man die Partnerangebote der eigenen Universität oder Hochschule checken, denn diese beinhalten oft Stipendien, was bei einem solchen Vorhaben wichtig sein kann, um nicht aufgrund Geldmangels den Traum aufgeben zu müssen. Auch ein großer Teil der Organisation wird dann übernommen und man spart viel Zeit.

Hat man einige Länder zur Auswahl, kann man Vor- und Nachteile abwägen. Das gilt in Hinsicht auf die Uni, die Sprache, den Lebensstandard, die Kinderbetreuung und viele weitere Dinge.

Die Kinderbetreuung in anderen Ländern unterscheidet sich teilweise drastisch. In Australien beispielsweise ist Kinderbetreuung zwar sehr flexibel aber auch sehr teuer. In Finnland gehört die Vereinbarkeit von Beruf/ Studium und Familie zum Alltag und die Kinderbetreuung ist daher sehr gut. In Frankreich sind Plätze an Ganztagesschulen oder –kindergärten für jedes Kind verfügbar, zudem bekommen studentische Eltern einiges an Unterstützungen. In Spanien dagegen ist es sehr unüblich für Studenten, Kinder zu haben und man wird kaum gleichgesinnte finden. Doch auch hier gibt es in fast allen Regionen eine gute Kinderbetreuung. Solche länderspezifischen Unterschiede müssen gegeneinander abgewogen werden. Wer die Möglichkeit hat, eine Partneruni zu wählen, welche eine eigene Kinderbetreuung anbietet, kann damit sehr glücklich werden.

Grundlegende Informationen

Wer eine engere Auswahl getroffen hat, sollte im nächsten Schritt mit der Uni und dem zuständigen Familienbüro und dem International Office Kontakt aufnehmen und nach Erfahrungen und weiteren Informationen fragen. Wichtige Fragen sind etwa

  • Gibt es einen bestimmten Ansprechpartner vor Ort?
  • Gibt es Informationen online oder als Broschüre?
  • Gibt es spezielle Betreuungs- oder Wohnungsangebote für Familien oder Studenten mit Kindern?
  • Welche Finanziellen Hilfen gibt es?

Wenn man all diese Informationen zusammengetragen hat, hat man auch einen ganz guten Überblick, was auf einen zukommt und auf was man sich einstellen muss. Dann kann man nochmals in Ruhe schauen, ob das wirklich etwas für einen ist.

Bewerbung

Die Bewerbung läuft zunächst gleich wie für alle anderen auch. Für Partnerprogramme bewirbt man sich in der Regel zunächst an der eigenen Hochschule und bekommt auch alle Informationen von dort. Wer den Aufenthalt eigenständig organisiert, bewirbt sich direkt an der ausländischen Universität. Man sollte sich unbedingt auch gleich schon auf Stipendien bewerben, da die Fristen meist sehr früh liegen  und man mit Kind oft noch mehr auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Man kann sich auch für spezielle Förderungen und Stipendien bewerben.

Die Bewerbung besteht meist aus einem speziellen Formular, einem Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben von Professoren und einem Notenspiegel. Man sollte jedoch unbedingt genau nachfragen, was alles eingereicht werden muss, um nichts zu vergessen.

Wer an der ausländischen Hochschule angenommen wurde, kann mit der gezielten Planung beginnen.

Organisation

Die Planung und Organisation eines Auslandaufenthaltes mit Kind kann sehr stressig und nervenaufreibend sein. Man braucht Flüge, eine Wohnung, einen Kitaplatz, ein Visum, und vieles weitere. Daher sollte man am besten sofort anfangen, sobald man die Zusage bekommen hat, um am Ende nicht in Zeitnot zu geraten. Eine Wohnung sollte auf jeden Fall im Voraus gesucht werden, eventuell sogar über die Universität. Eine Wohnungssuche in einem fremden Land mit einem Kind und der Unsicherheit, ob man eine Bleibe findet ist keine schöne Erfahrung und man sollte sie daher möglichst vermeiden. Einen Kitaplatz kann man vor Ort suchen, dann sollte man allerdings frühzeitig ins andere Land fliegen, denn teilweise gibt es lange Wartelisten und es rennt einem die Zeit davon.

Finanzielles und Rechtliches

Wer im Ausland studiert aber weiterhin an der deutschen Hochschule eingeschrieben ist kann weiterhin viele Vorteile genießen, dazu zählen zum Beispiel Auslands-Bafög oder Versicherungen. Es ist außerdem sinnvoll, den in Deutschland gemeldeten Hauptwohnsitz zu behalten, das kann zum Beispiel für den Erhalt von Kindergeld eine Rolle spielen. Wer schon ein älteres Kind im schulpflichtigen Alter hat, muss klarstellen, dass dieses auch im Ausland zur Schule geht. Kinder über sechs Jahren benötigen zudem einen eigenen Reisepass, der im Voraus beantragt werden muss. Es muss auch geklärt werden, dass das Visum für Mutter und Kind gültig ist.

Sprache

Dass man als Student im Ausland die Landes- und oder Unterrichtssprache gut beherrscht ist eine Grundvoraussetzung für den Aufenthalt. Die meisten Universitäten verlangen auch einen Sprachtest, um diese Kenntnisse nachvollziehen zu können. Doch man sollte auch seinem Kind Grundkenntnisse beibringen, falls es schon sprechen kann. Im Kindergarten oder der Betreuung wird es mit einer fremden Sprache konfrontiert und die Umstellungen sind schon groß genug, so dass man unbedingt darauf achten muss, dass das Kind dennoch zurechtkommt.

Leben im Ausland

Das Leben vor Ort kann ganz unterschiedlich aussehen. Je nachdem, wie alt das Kind ist kann man verschiedene Reisen, Ausflüge und Aktivitäten einplanen und so eine unvergessliche Zeit verbringen. Für den allgemeinen Lebensunterhalt sollte man genug Budget einplanen, um sich und sein Kind ausreichend versorgen zu können. Die Lebenshaltungskosten variieren je nach Land und Wohnort. Wer Studium und Kind in Deutschland unter einen Hut gebracht hat, wird damit auch im Ausland kein Problem haben. Wichtig ist, sich nicht mit dem Kind zu verstecken, sondern ehrlich den Leuten gegenüber zu sein, die man trifft. Auch mit Kind kann man schnell Freunde finden und diese kann man im Notfall auch um Hilfe bitten.

Allgemein ist das Auslandsstudium mit Kind eine Herausforderung, jedoch keine Unmöglichkeit. Wer sich den Traum erfüllen möchte, sollte sich daran nicht hindern lassen.

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